„Jeder Mensch
ist ein Individuum. Die Psychotherapie sollte deshalb so definiert werden, dass
sie der Einzigartigkeit der Bedürfnisse eines Individuums gerecht wird, statt
den Menschen so zurechtzustutzen, dass er in das Prokrustesbett einer
hypothetischen Theorie vom menschlichen Verhalten passt."

Milton Erickson (1901 -1980)
Moderne Hypnotherapie
Hypnotherapie gilt als die älteste Psychotherapieform. Hypnotische Heilrituale lassen sich bis in die Frühgeschichte der Menschheit verfolgen. Die heutige moderne Hypnotherapie, die sich in Deutschland etwa seit 1980 als eigenständige Therapieform immer mehr durchsetzt, ist eng mit dem Namen Milton Erickson verbunden. Wegen ihrer Lösungsorientierung ist Hypnotherapie ein kurzzeittherapeutisches Verfahren. Die Effektivität dieser Therapieform ist in wissenschaftlichen Untersuchungen gut nachgewiesen (s.u.). Dies gilt vor allem dann, wenn man Hypnotherapie – wie in meiner Praxis auch – mit Kognitiver Verhaltenstherapie koppelt. Dadurch verbessern sich Behandlungseffekte noch einmal deutlich. Der amerikanische Psychiater Milton Erickson (1901-1980) entwickelte die Hypnotherapie als eine Art individueller Hypnose, die von der optimistischen Grundannahme ausgeht, dass jeder Mensch die Ressourcen zur Selbstheilung bereits in sich trägt, die "nur noch" hervorgerufen werden müssen. Der Therapeut arbeitet individuell auf die jeweilige Person zugeschnitten und berücksichtigt das, was der Klient oder die Klientin mitbringt. So werden z. B. die Lebenserfahrungen und Fähigkeiten oder auch Erinnerungen als Hilfsmittel genutzt. So sind z. B. „Alles nutzen, was hilft“ oder „Jede Person ist ihre eigene Expertin“ Leitsätze in der Hypnotherapie nach Milton Erickson. Im Vordergrund steht die gemeinschaftliche Arbeit, um neue Lösungswege zu finden und die vorhandenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. In der Hypnotherapie gilt für mich als Therapeut: Probleme sind gefundene Lösungen, die mit einem (meist sehr) hohen Preis verbunden sind und es gilt, gemeinsam neue Perspektiven und Lösungen zu finden, die mit keinem oder einem weniger hohen Preis verbunden sind.
Lange Jahre löste der Begriff Hypnose zahlreiche Vorurteile aus, die mit Angst und Unsicherheit verbunden waren. Vor allen in den letzten 25 Jahren hat die Wissenschaft Hypnotherapie intensiv erforscht und alle Missverständnisse in eindeutiger Weise widerlegt.
Hypnose – Vorurteile und Fakten
Hypnose wird oft noch als etwas Esoterisches, Magisches, zuweilen sogar
Gefährliches betrachtet, von dem man so gesehen natürlich dann besser die
Finger läßt. Andererseits besteht auch ein großes und reges Interesse an ihr.
Obwohl sie, seriös angewendet, enormen Nutzen bringen und große Wirkung entfalten
kann, sträuben sich bereits bei einigen die Nackenhaare, wenn sie bloß das Wort
„Hypnose“ hören ..... und das ist auch kein Wunder. Schließlich basiert
das „Wissen“ über Hypnose zu oft auf Bühnenhypnoseshows, die man gesehen hat
oder auf zwielichtigen Filmen, in denen jemand Unschuldige in „seine
hypnotische Gewalt bringt“. Weitere Quellen des Halbwissens sind
Schreckensmeldungen in der Presse.
Es gibt dann Angst davor, dass wir auf einmal jemandem ausgeliefert sein
könnten, der uns kontrolliert und der uns seinen Willen aufzwingt. Es gibt dann
Furcht vor einem Zustand, in dem wir alles tun und erzählen, was von uns
verlangt wird. Die Furcht, die Kontrolle über sich zu verlieren, ist eines der
großen Schreckgespenster der Hypnose. Kaum ist man in Trance – so die
Vorstellung – kann der Hypnotiseur mit einem machen, was er will. Unser Wille
wird von ihm beherrscht, die Moral total ausgeschaltet.
Wenn es sich mit Hypnose so verhalten würde, wäre die Ablehnung natürlich
völlig berechtigt. Glücklicherweise verhält es sich anders:
Moderne
Hypnotherapie ist ein Mittel ganzheitlich orientierter psychotherapeutischer
Behandlung mit dem Ziel, Menschen zur Selbstbestimmung zu verhelfen.
Hypnotherapie setzt bei allen, die sie anwenden, eine umfangreiche Ausbildung
und die Verpflichtung ausschließlich zu Heilungszwecken voraus. Dem gegenüber
bedient sich die Showhypnose einfachster Tricks zur Erzielung von Effekten,
meist ohne Rücksicht auf Würde und Individualität des Einzelnen zu nehmen.
Oft reagieren Menschen, die das erste Mal in Hypnose waren, ziemlich erstaunt:
„War das wirklich Hypnose / Trance? Ich habe ja alles um mich herum
mitbekommen. Ich hätte jederzeit aufstehen, aufhören oder gehen können.“ Man
hat jederzeit die volle Kontrolle über sich. Und so wird niemand Dinge
erzählen, die er oder sie nicht erzählen will. Und es wird niemand sich in
einer Art bloßstellen, die er oder sie nicht selbst verantworten könnte.
Oft hört man die Aussage: „Mich kann man nicht hypnotisieren, dafür habe ich
einen zu starken Willen“. oder "Es gibt die Fähigkeit, zu hypnotisieren
und die Fähigkeit, sich hypnotisieren zu lassen", was dann oft
gleichgesetzt wird mit einer Schwäche des Willens.
Nach Milton Erickson ist jede Hypnose oder auch Trance eine Selbsthypnose. Streng
genommen gibt es also gar keine Fähigkeit zu hypnotisieren. Was es gibt, sind
mehr oder weniger gute Einladungen zur Trance und es ist dann die Sache des
Klienten oder der Klientin, diese Einladungen anzunehmen oder eben auch nicht.
So ist es eher umgekehrt: Ein „starker Wille“, sich selbst zu helfen und sich
weiter zu entwickeln, kann eine Person geradezu dazu befähigen, „sich selbst
erstklassig hypnotisieren“ zu können. Für die Therapie heißt dies dann meist:
Es können relativ schnell positive Resultate erzielt werden.
Ein weiteres – scheinbar positives Vorurteil – ist die Idee, dass Hypnose ein
Wunderheilmittel sei. Oft wird geglaubt, man könne das Problem schildern,
hypnotisiert werden und danach sei alles (wieder) in Ordnung. Das Vertrauen
beruht somit darauf, dass ein fremder Mensch die eigenen Probleme löst.
Hier gilt: Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hypnotherapie sind Motivation
und Mitarbeit der Klientinnen und Klienten. Ohne diese Grundlagen können
praktisch keine wirksamen Ergebnisse erzielt werden.
Wer trägt die Kosten einer Hypnotherapie?
Hypnotherapie ist als eigenständige Therapieform vom Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen immer noch nicht angemessen anerkannt. Daran wird „im Hintergrund“ seit langer Zeit gearbeitet. In den Gebührenordnungen und im Leistungskatalog der Krankenkassen und Versicherungen wird Hypnose allerdings seit Jahren als "weit unter Wert" abrechenbare Leistung geführt und es werden Genehmigungen zur Abrechnungs der Kassenärztlichen Vereinigung vergeben. Diese Genehmigung zur Abrechnung wurde mir von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe erteilt. So kann zusätzlich zur Kognitiven Verhaltenstherapie Hypnose angewendet und abgerechnet werden. Diese oder andere Fragen sind im Einzelfall mit mir als Therapeuten zu klären.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Die Wirksamkeit der Hypnotherapie ist wissenschaftlich belegt. Zum Beispiel wird in der bekannten Studie von Prof. Grawe (Univ. Bern) aufgrund einer Meta-Analyse von 19 besonders qualifizierten Effektivitätsuntersuchungen (mit insgesamt 1068 Patienten) der Hypnotherapie eine gute Wirksamkeit bestätigt (Grawe et al., 1994). Prof. Revenstorf (Univ. Tübingen) kommt in seiner Übersicht über 77 wissenschaftliche Studien (insgesamt 5825 Patienten) zu einem noch günstigeren Ergebnis (Revenstorf & Prudlo, 1994).